06.09.2019
Etwa 600.000 m³ Wasser verbraucht die Meierei in diesem Jahr – mehr als alle Barmstedterinnen zusammen. Die Meierei schöpft das Wasser aus einem Brunnen, und bezahlt dafür nichts. Dann kauft sie für einen Super-Billigpreis riesige Mengen aus dem Netz hinzu. Die Meierei greift das Wasser aus dem gleichen Grundwasserleiter ab, aus dem auch die Stadtwerke das Wasser fördern. Die Abwassermengen der Meierei überfordern bei Starkregentagen die Regenwasserkanalisation. Die BALL-Fraktion in der Stadtvertretung hat wie angekündigt die Probleme des industriellen „Wasserraubs“ auf die Tagesordnung der Stadtvertretung gesetzt und drei Anfragen an die Stadt gerichtet, die von der Bürgermeister und den Stadtwerken beantwortet wurden:
Die Hauptfrage der BALL war: Ist die Versorgung der Barmstedter Bevölkerung mit qualitativ gutem Trinkwasser langfristig gesichert? Für welchen Zeitraum in etwa, und wodurch wird diese Prognose begründet?
Antwort: Gegenwärtig könne man nicht sagen, wie lange die Versorgung der Barmstedter Bevölkerung mit qualitativ gutem Trinkwasser gesichert sei, da der Trinkwasserleiter nicht genau hydrogeologisch untersucht wurde und natürlich weitere Einflussgrößen, u. a. Klimaveränderung, weitere Zunahme des Verbrauchs durch Bevölkerung, Landwirtschaft und Industrie, Veränderungen der Grundwasserleiter, eine Rolle spielen.
Aus der Antwort kann nur gefolgert werden, dass die Entnahme hunderttausender Kubikmeter besten Wassers durch die Meierei heller Wahnsinn ist und beendet werden muß. Bereits jetzt wird überall über sinkende Grundwasserspiegel geklagt. In verschiedenen Regionen – Niedersachsen, NRW, MVP – wird der Wasserverbrauch reguliert. Es bedarf auch keines weiteren Hinweises auf die sich verschärfende Trinkwassernot weltweit: etwa 2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser und bis 2050 rd. 7 Milliarden Menschen.
Die BALL-Fraktion in der Stadtvertretung fordert als erstes die Beendigung des Sondervertrags mit der Meierei, der den Bezug von riesigen Wassermengen zum Billigstpreis beinhaltet. Weiterhin fordert die BALL eine Neugestaltung der Wasserpreise: Für normale Haushaltsmengen müssen die jetzigen Wasserpreise erhalten bleiben und umgekehrt müssen bei größerem Verbrauch die Wasserpreise ansteigen und nicht sinken. Und schließlich muss endlich die Nachhaltigkeit des Grundwasserleiters, aus dem die Stadtwerke und die Meierei Wasser entnehmen, untersucht werden.
In der ausführlichen Diskussion in der Stadtvertretung sahen Vertreter anderer Fraktionen die Trinkwasserproblematik ähnlich ernst. Auf Antrag der FWB beauftragte die Stadtvertretung den Werkausschuss sich mit der Trinkwasserproblematik weiter zu befassen und eine Resolution zu verabschieden, in der u. a. die zuständigen Stellen auf Kreis- und Landesebene aufgefordert werden, der ungezügelten Wasserentnahme durch die Meierei Einhalt zu gebieten. Der Kampf gegen den industriellen „Wasserraub“, der derzeit noch durch entsprechende konzernfreundliche Gesetze möglich ist, geht weiter.
Günter Thiel, Fraktionsvorsitzender der BALL