30.09.2020

Die Straße im Neubaugebiet an der Gr. Gärtnerstrasse erhält den Namen Johannes-Pyterek-Straße. Zur Straßenbenennung führte BALL-Fraktionsvorsitzender Dr. Günter Thiel u. a. aus: „Leider hat der 8.Mai – der 75.Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Faschismus – in diesem Jahr nicht die entsprechende Würdigung in der Bundesrepublik gefunden.  Mit der vorgesehenen Straßenbenennung wollen wir einen – sicherlich sehr, sehr bescheidenen – örtlichen Beitrag zur Erinnerung leisten.

Der 8.Mai war auch ein guter Tag, um an den mutigen Widerstand gegen die Nazi-Diktatur zu erinnern. Dieser Widerstand wurde – wie an vielen Orten – auch in Barmstedt vor allem getragen von jungen Arbeitern, Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern und erfolgte bis Ende 1934. Nach den Verhaftungswellen im Juli 1933, Juli 1934 und Dezember 1934 wurden mehr als 20 Barmstedter wegen verschiedener Widerstandsaktivitäten in Gefängnisse und Konzentrationslager gesperrt.

Als am 8.Mai 1945 der Krieg vorbei war, wurden auch in Barmstedt antifaschistisch-demokratische gesonnene Menschen gesucht, die sich um die Linderung der Not und den Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens kümmerten. So setzte die britische Militäradministration Karl Mohr (SPD) im Jahre 1945 als ersten Bürgermeister Barmstedts (16.6.45-14.1.46) ein. Damals war der Bürgermeister – etwa vergleichbar dem heutigen Bürgervorsteher – der Vorsitzende des Stadtparlaments. Karl Mohr wurde dann der erste Stadtdirektor Barmstedts, der Leiter der Verwaltung wie heute die Bürgermeisterin.

Mit Stimmen von SPD, KPD und aus dem bürgerlichen Lager war dann der von der Gemeindevertretung erste frei gewählte Bürgermeister Barmstedts Johannes Pyterek (KPD). Er übte dieses Ehrenamt vom 1.3.1946 bis zur nächsten Gemeindewahl am 23.9.46  aus.

Johannes Pyterek gehörte zum Barmstedter Kreis der Nazi-Gegner. Er wurde 1933 wegen verschiedener Widerstandsaktivitäten vom schleswig-holsteinischen Sondergericht in Altona »wegen Verunglimpfung der neuen Regierung der nationalen Erhebung« verurteilt und ein Jahr im „preußischen Zentralgefängnis“ in Neumünster inhaftiert (Näheres: Barmstedt-Geschichte, Heft 1, Sommer 2015).

Die Stadtvertretung beschloss auf Antrag der BALL am 29.9.20 mit einer Mehrheit von BALL, SPD und einer GRÜNEN-Vertreterin die Benennung der Straße im Neubaugebiet an der Gr. Gärtnerstrasse in Johannes-Pyterek-Straße, nachdem der erste Namenvorschlag Karl-Mohr-Straße keine Mehrheit fand.

„Johannes-Pyterek-Straße“ steht in Erinnerung an diejenigen, die in Barmstedt nicht die Nazi-Barbarei unterstützten, die inhaftiert und in Konzentrationslagern landeten und in Erinnerung an diejenigen, die unter schwersten Bedingungen das Leben vor 75 Jahren wieder in Gang brachten.

Günter Thiel

Fraktionsvorsitzender der BALL