13.10.2020

Es gibt von Anwohnern im neuen Baugebiet an der Gr. Gärtnerstrasse (ehemalige Baumschule) Unzufriedenheit mit dem Straßennamen “Johannes-Pyterek-Straße”, aber auch in der Vergangenheit gab es bei Straßenbenennungen nicht immer helle Begeisterung. Die BALL hätte nicht “bürgernah” gehandelt, da aus dem Baugebiet heraus der Namenswunsch “Alte Gärtnerei” genannt worden sei. Dazu ist festzuhalten, dass es sich um eine öffentliche Strasse Barmstedts und keine private handelt. Insofern sind Namensvorschläge von Anwohnern ein Aspekt bei der  Willensbildung, denen man folgen kann aber nicht muß. Aus der Bevölkerung heraus wurden auch eine Reihe anderer Namensvorschläge an uns herangetragen, mit denen wir uns “bürgernah” befaßt haben, u. a. Johannes-Pyterek-Straße, Dr. Raabe-Strasse, Gebrüder-Decker-Strasse, Geschwister-Deodoscha-Strasse, Wilhelm-Glüsing-Strasse.

Da letztlich zeitnah ein Name gefunden werden sollte, beschloss eine Mehrheit von BALL, SPD und einer GRÜNEN-Vertreterin den Namen “Johannes-Pyterek-Strasse”, nachdem der ursprüngliche und bereits vom Bauausschuss beschlossene Vorschlag Karl-Mohr-Straße keine Mehrheit fand.

In aller Kürze: Johannes Pyterek war einer von mehr als 20 Barmstedtern, die wegen Widerstandsaktivitäten gegen die Nazi-Barbarei verhaftet und in Gefängnisse und Konzentrationslager eingesperrt wurden. Er war ein Jahr im „preußischen Zentralgefängnis“ in Neumünster inhaftiert (Näheres: Barmstedt-Geschichte, Heft 1, Sommer 2015). Johannes Pyterek war dann 1946 der erste frei gewählte Bürgermeister Barmstedts nach der Nazi-Diktatur. Er hatte ein gutes Ansehen und wurde mit den Stimmen der Arbeiterparteien (SPD, KPD) und mit Stimmen aus dem bürgerlichen Lager gewählt. Er gehörte zu denen, die unter schwersten Bedingungen an einem demokratischen Neuanfang aktiv mitgewirkt hatten.„Johannes-Pyterek-Straße“ steht in Erinnerung an diejenigen, die in Barmstedt nicht die Nazi-Barbarei unterstützten, die inhaftiert und in Konzentrationslagern landeten und in Erinnerung an diejenigen, die unter schwersten Bedingungen das Leben vor 75 Jahren wieder in Gang brachten.

Die BALL wollte keinen “neutralen” Namen sondern mit der Namensgebung zumindest etwas an die Barmstedter “Helden des Alltags” der damaligen Zeit erinnern. 

Günter Thiel

BALL-Fraktionsvorsitzender